Welche Bedeutung das G-Unternehmen für die Reisebranche im Allgemeinen und für Destinationen im Besonderen hat, braucht nicht näher beschrieben werden. Es gibt wohl kaum mehr eine Reise, bei der nicht mindestens ein Google Service involviert ist.

Google Destinations
Im März launchte der frühere Suchmaschinen Anbieter ein Service unter dem Titel Destinations on Google. Das Versprechen an die User: Anstelle auf hunderten Webseiten zu suchen alle relevanten Reiseinformationen in der Google Suche. Dieses Video gibt einen Überblick:

Beispiel: Die Suche “Skiing Austria” erzeugt am Smartphone eine Liste von österreichischen Skidestinationen.  Enthalten sind die Destinationsbeschreibung, Top Sehenswürdigkeiten, eine Monatsübersicht mit Temperatur, Niederschlag und: wie beliebt die Destination im jeweiligen Monat ist.

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Diese Informationen werden aus unterschiedlichen Diensten maschinell aggregiert. Neu bei Google ist, dass diese Informationen zukünftig von Menschen wie mir – Local Guides – ergänzt werden.

Google Local Guides
Zeige anderen deine Welt auf Google Maps.
Mit dieser Aufforderung baut Google eine weltweite Community an lokalen Experten auf. Tipps wie Guides ihre Inhalte gestalten sollen sind unter anderem:

  • Bilder aber keine Selfies
  • Verlasse ausgetretene Pfade
  • Bleib fair und ausgewogen
  • usw..…

Insgesamt gibt es 5 Levels von Google Local Guides. Ich bin hoffentlich bald Level 3 und kann dann eine lokale Guide Community moderieren (was immer das bedeutet…) Hier könnt ihr euch bewerben.

Was Google mit diesen Inhalten dann macht? Zum Beispiel eine WebApp mit dem Namen

Google Trips
Nachdem ich sie installiert habe, las Google meinen eMail Verkehr und hat daraus 19! Reisen identifiziert (seit 2011).

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Auf der Übersichtsseite sind in der Card “Reservations” alle Reservierungen (Hotel, Flug….) aufgelistet. “Things to do” zeigt Top Spots (Bilder, Beschreibung, Bewertungen, usw… )
„Outdoors“ „Indoors“ „Farther away“ „Places A-Z“ sind weitere Filtermöglichkeiten.

FAZIT
Google geht den eingeschlagenen Weg „Antworten anstatt Suchergebnisse“ konsequent weiter.  Was bedeutet das für DMOs?

  1. Die Notwendigkeit, Daten aktuell und in bester Qualität zu digitalisieren, steigt weiter
  2. Mitarbeiter in den Informationsbüros müssen “Local Guides Level 5” werden
  3. Die Bedeutung des KPI Besucher auf der eigenen Webseite sinkt weiter
  4. Destination-Management bedeutet Plattform-Management
  5. Es braucht noch mehr Bewusstseinsbildung bei Tourismusmanagern und Funktionären

Dieser Beitrag erschien Original im APA TP-Blog

Dass immer mehr Funktionen von Google, Bing, Facebook & Co Auswirkungen auf die Reisebranche haben, das wird kaum mehr bezweifelt. Wie sich das auf bestehende Reise-Informationsbroker (Reisebüros, Destinationsorganisationen, ) konkret auswirkt, ist noch nicht ganz klar.

Interessant ist auch, dass immer neue, branchenfremde Unternehmen ins Tourismusinformationsgeschäft einsteigen, Beispiele sind Trippy , TripIt , oder TripDeck. Ob und wie diese Portale jemals Geld verdienen und so ein zumindest 10 Jahre-Überleben gesichert ist, wird die Zukunft weisen.

Ein relativ neues, ansprechendes Beispiel eines „zweinulligen“ Portals ist stay.com – die Version 2.0 wird am 15. Juni gelaunched. Nach der Destinationswahl auf der Startseite, kommt man auf die entsprechende Destinationsunterseite.  Links (1) befindet sich eine übersichtliche Navigation „What to do“. Die Details sind im Zentrum der Seite mit Bild, Kurztext, Kontakt angeführt.  Anstelle von Themen kann man auch mittels Kartenfunktion (2) geografisch eingrenzen.

Auf der rechten Seite befindet sich ein persönlicher Warenkorb (3) der eine Zusammenfassung und Details der – mittels Drag&Drop gewählten Attraktionen – präsentiert. Schließlich kann man die eigene Übersicht anschauen und sogar ein personalisiertes, individuelles pdf Prospekt ausdrucken (4) .

Fazit: Eine übersichtliche, saubere Destinationsdarstellung bei der dem Besucher das Interagieren sehr einfach gemacht wird.

Von der „Webseite zur Wepräsenz“ – diese Strategie im Tourismusmarketing scheint sich täglich aufs neue zu bestätigen. Vor einigen Tagen habe ich mir die Präsenz von San Antonio in Texas auf Tripadvisor angeschaut, lt. Tripadvisor einer der ersten DMOs/CVB welche die Destinations-Darstellung durch „Page Sponsorship“ von fremder Werbeleistung befreien.

Qype berichtet gerade von einer Neuerung mit dem Titel „personalisierter City Ticker“ [„…eine Echtzeit-Liste von aktuellen Bewertungen, Empfehlungen und Kontakt-Informationen…“]
Aus Kundensicht sicher wertvoll, aus Anbietersicht unter Umständen problematisch wenn folgendes Ergebnis erscheint: „In Abtenau ist gerade nicht sehr viel los. Versuch es mit einem größeren Gebiet.“

Es reicht die eigene Homepage und die Bewerbung dieser offensichtlich nicht mehr aus.

Machen daher Werbeeinschaltungen auf diversen Plattformen für DMOs tatsächlich Sinn?
Wer soll den glaubwürdigen Content auf Bewertungsseiten liefern, vor allem in Regionen wo UGC noch spärlich vorhanden ist?
Könnte ein Widget wie z.B. jenes von TripsbyTips die Lösung sein?

Und, reicht für kleinere Betriebe eine Basisdarstellung mit Gratistools wie etwa Google Sites, der Rest des Engagements geht dafür nur mehr in Richtung Empfehlungsplattformen und Buchungssysteme?

Stellen Sie sich vor, Sie wären mein Berater. Ich benötige dringend Ihre Hilfe. Ich möchte unsere Funktionäre und Betriebe davon überzeugen, dass wir die Webseite der Ferienregion Lammertal-Dachstein West auflösen. Als Ersatz verhandeln wir entweder mit der Österreich Werbung oder der Salzburger Land Tourismusgesellschaft. Dort soll zukünftig der Content des Lammertal abgebildet werden.

Aus für eine Lammertal-Webseite, wir selber wenden weder Zeit noch Geld dafür auf.

Worum wir uns kümmern, ist vor allem ein guter Content und gute Gespräche – teilweise in Echtzeit – mit unseren Partnern und Gästen. Dabei helfen uns Facebook Fanpage und Twitter.

Wir BENUTZEN die Technik ohne sie zu BESITZEN.

Durch diese Auslagerung des ganzen technischen Krams an höhere Ebenen erreichen wir höhere Zugriffszahlen. Durch die Konzentration auf die Gespräche erzielen wir die bestmögliche Servicequalität. Persönlich, authentisch, leidenschaftlich.

Was spricht dafür? Was spricht dagegen? Danke für viele Gedanken dazu.

Hinweis: Diese Geschichte ist eine Utopie!

Diese Geschichte nicht:
Vancouverisland löst seine Webpage auf. Es existiert nur mehr eine Startseite mit einigen Links.

vancouverisland

Der gesamte Content von Vancouver Island befindet sich auf der Seite von HelloBC – der Webseite von der Tourismusregion British Columbia (von der Struktur vergleichbar mit österr. Länderportalen, von der Größe vergleichbar mit der Österreich Werbung). Das tun übrigens alle Regionen in BC.

Hello BC

Inspiriert von Wilhelmus
siehe auch: Twitter & Visitor Center = Twisitor Center

hinterholzer

Thomas Hinterholzer, FH Salzburg, was meintest Du nochmals beim Castlecamp 09 zum Thema Marke?

Thomas Hinterholzer:
Ich will im Folgenden Artikel kurz meine am „CastleCamp“ ’09 geäußerte These vorstellen. Diese äußerte ich in Kaprun nicht zuletzt, da ich eine in der entbrannten Destinationsmarkendiskussion nie in Frage gestellte implizite Grundannahme in Frage stellen wollte, bzw. hinterfragen.

Meine These könnte/dürfte naiv, ununtersucht, überfordernd, fad, unangenehm,… für die Diskussionsteilnehmer gewesen sein, denn sie griffen sie nicht mehr weiter auf im Plenum. In der Pause jedoch wurde noch darüber philosophiert, was mir Hoffnung gibt, doch einen Impuls geleistet zu haben.

Nun aber zur Grundannahme, die dazumals mitgeschwungen war, nämlich:
Wertemarketing sei im „Nation Branding“ der Weisheit letzter Schluss, bzw. per se schon als erfolgreicher einzustufen als das „klassische“ Produktmarketing. Denn dieses tritt ja immerhin auch in der Konsumgüterindustrie bei „wirklich“ erfolgreichen Markenartiklern (bspw. „Red Bull“) zunehmend in den Hintergrund. Und, was für den Güterproduzenten gut ist, kann für den Dienstleister nur recht sein.

Eine – wie ich finde zu – devote Haltung von uns Tourismusdienstleistern, wenn es darum geht,  unsere jeweils aktuellen
Strategien im Vermarkten unserer Dienstleistungen zu verteidigen. Sofort wird mit Best-Practise-Beispielen, also mit Einzelfällen, aus dem Markenartikelhandel argumentiert.

Martin Schobert von der „Österreich Werbung“ stellte uns also vor, dass der Weg weg von der klassischen Zielgruppensegmentierung (geographische oder demographische Variablen waren hierfür die Einteilungskriterien)
hinzu soziodemographischen Clustern führt. Die ÖW hat sich hierfür die Kategorisierung nach den Sinus-Milieu’s der Fa. Sociovision gewählt und den „etablierten“ & „postmateriellen“ Menschen als Objekt der Begierde – als Zielgruppe
– ausgewählt.

„Familie mit Kindern“ bspw. als Zielgruppe alleine zu definieren reicht heute nicht mehr, vielmehr ist wichtig zu wissen nach welchen Motiven und Werteeinstellungen die Familie ihre Konsumentscheidungen trifft. Das Anbieten von schnöden „0-8-15“-Familienurlaubsangeboten sei Vergangenheit. Vor allem und ganz besonders gilt dies im Internet:

Weg vom Produkt hin zum (Mehr-) Wert.

Das Wertesetting, also wie der Tourist so „tickt“/denkt, muss natürlich bekannt sein, um ihm dann diese Werte offerieren zu können. Und die Personen, die solch Werte besitzen und leben, müssen operationalisierbar
(also im Marketing ansprechbar gemacht werden) sein. Aber das sind wieder andere Fragen/Gedanken. Die ÖW weiß wo sich die Postmateriellen und Etablierten herumtummeln, um ihnen streuungsverlustfrei und mit hoher Vorbild- & Nachahmewirkung für alle anderen Zielgruppen unsere postmateriell denkende Nation als Urlaubsdestination näher bringen zu können.

Gedankensprung: Ich saß also in der Diskussion — auf einer gemütlichen Couch übrigens — und neben dem Ansatz des Wertemarketings wurde auch Altbekannteres rund um das Thema „Marke“ ausgebreitet: „Die Marke hätte Leuchtturmfunktion und helfe dem Konsumenten sich bei der Kaufentscheidung zu orientieren“, „Die Marke ist ein
Qualitätsversprechen und mindere so das Kaufrisiko des Konsumenten“.

Stopp!

In der Diskussion tauchten also bis dato zwei Thesen auf:

These 1: „Wertemarketing ist state-of-the-art, auch im Destinationsmarketing! Übrigens: Als positiver Nebeneffekt können sich alle Leistungsträger in ihrer Kommunikation anschließen, was bei einer Produktmarketingstrategie nicht möglich wäre. Wir werben sozusagen auf nationaler Ebene mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Kein Leistungsträger kann/soll sich ausgeschlossen fühlen.“

These 2: „Die Marke ist ein Qualitätsversprechen. Dies muss eingelöst werden, um die Marke nachhaltig aufbauen/stärken zu können.“

Zwei Aussagen, die also anscheinend nebeneinander existieren können müssen?! Hier streckte ich dann meinen Arm empor und bat beim Moderator, Reinhard Lanner — GF der DMO Lammertal, um das Wort. Im Sinne argumentierte ich meine These wie folgt:

Keine Unzufriedenheit (=Mindestforderung des Konsumenten) entsteht, wenn Versprechen, welche dann gleich zu Kundenforderungen werden, eingelöst werden. Wir Österreicher versprechen nun aber keinen y Tage dauernden
Skiurlaub mehr zum Preis von x Euro mit Halbpension und Liftkarte, sondern Werte. Bspw. seien wir „kulturell“ sagt die ÖW, ad Personam Martin Schobert.

Die Firma „Red Bull“ verspricht bspw. u. a. „Sportlichkeit, legale Leistungssteigerung, Jugend“ und rekrutiert daher folgerichtig Personen, die diese Werte in sich tragen, sie leben und diese Mitarbeiter sind eben sportlich, jung(geblieben), leistungsstark. Jemand, der nicht in dieses Wertesetting passt und eher keine Schirmkappe mit Firmenlogo aufsetzen würde, erhält keinen Job oder eine Stelle, in der er nicht nach außen wirken kann.

Das Versprechen kann so eingelöst werden, die Firma ist authentisch, das Erleben der versprochenen Werte wird dem
Kunden bei jedem Kontakt ermöglicht, da er auf Mitarbeiter trifft, die eben so „ticken“ und das Produkt mit Werten — nämlich ihren — aufladen. Das Qualitätsversprechen wird eingelöst – eine Marke entsteht, sie hat Leuchtturmfunktion und mindert das Kaufrisiko. Ich weiß als Kunde, dass ich die versprochenen Werte erhalte.

Die Firma „Österreich“ kann sich seine Einwohner — Gott sei Dank — nicht aussuchen. Die ÖW kann nicht alle Österreicher „rekrutieren“ und auch deren Wertesetting nicht beeinflussen. Zu verschieden und vielfältig sind die Werte der Einwohner unseres Landes. Die ganze Wertelandkarte der Sinus Mileu’s ist vertreten! Nicht nur Postmaterielle wohnen in Österreich. Das Markenversprechen der ÖW, wirbt sie mit Werten, kann also nicht eingelöst werden, bzw. wird sich — wenn dann — zufällig und nicht steuerbar einlösen. Der postmaterielle Gast trifft bspw. auf einen
traditionsverwurzelten Liftwart und erlebt Österreich alles andere als postmateriell, was ihm aber versprochen wurde.

Löst man ein Versprechen nicht ein, weiß man aus der Kundenzufriedenheitsforschung um die Konsequenzen bescheid: Unzufriedenheit entsteht! Ein Markenaufbau scheint (mir) derart nicht steuerbar.

Meine These: Wertemarketing funktioniert daher ausschließlich bei Unternehmen, nicht bei Nationen, nicht im Destinationsmarketing.

Ja, Österreich steht u. a. für Mozart und das Neujahreskonzert! Aber deswegen ist bitte nicht gleich jeder Einwohner ein Kulturinteressierter! „Wir“ stehen nicht für Kultur, aber einige sind Musiker und dieses Produkt „Neujahreskonzert“) kann konsumiert werden. Wir Österreicher stehen für vieles, was dann eben in letzter Konsequenz wieder nichts ist. Der kleinste gemeinsame Nenner. Und da kann und wird keine klare Positionierung dabei herauskommen. Und sieht man sich die Werte der professionellen Tourismuswerber, die auf Wertemarketing setzen, an, sind dies überall dieselben. Es handelt sich um Pole — um Gegensatzpaare -, um alles und jeden zu vereinen. Auch die Schweiz ist „vielfältig“, genauso wie Südtirol und Österreich. Mozart hingegen lebte nur in Österreich, den „Schweizer Käse“ hat es nur in der Schweiz und die Tradition des Törggelen gibt es eben nur in Südtirol: Dies sind touristisch nutzbare „Produkte“, lasst uns diese
bewerben.

Denn der Tourismus ist kein steuerbares singuläres Unternehmen mit einheitlichem Wertesetting!“