MarkenhandbuchSchlagzeug spielen bringt mich manchmal in Trance, manchmal aber auch nicht.  Wenn man einen neuen Rhythmus einstudiert und die 4 Gliedmaßen nicht so unabhängig agieren, wie es das Blatt vorsieht, ist das Üben eine ziemlich stupide Tätigkeit. Daher, beim Üben lesen. Lesen schafft Abwechslung, auch das Markenhandbuch der Österreich Werbung.

Der Österreich-Tourismus steigt mit der Konzentration auf die Markenessenz „Inspirierende Rekreation“ aus der Liga der Organisatoren einfacher Erholungs- und Erlebnisurlaube in die Spielklasse der Erholungsprofis und Entfaltungsspezialisten auf. Die erlebnis- und selbstverwirklichungsorientierten Gäste werden entsprechende Begegnungs-, Informations- und Servicequalitäten zu schätzen wissen…

Uiuiui, hätt´ich doch ein anderes Buch genommen. Jetzt quält mich schon seit Tagen die Frage, wie ich „vom einfachen Ferien-Organisator“ zum „Erholungsprofi und Entfaltungsspezialisten“ transzendiere!

Lauter, schriller, höher, weiter gilt also nicht mehr?
Was tut also ein Entfaltungsspezialist? Und wie tut sie das?

Sloterdijk würde sagen, es geht um das explizit machen des Impliziten. Ein auseinanderfalten des Bekannten in größere, hellere Oberflächen wobei es stets um die Fortsetzung des Vorhandenen mit anderen Mitteln geht.

„Inspirierende Rekreation“ ist kein Werbeslogan sondern eine Leitidee für österreichische Gäste und Gastgeber. Eine Einladung an die Gäste zur Selbsttätigkeit.

Die Marke Salzburg „Salzburg – feel the inspiration“ schlägt in dieselbe Kerbe. Leider wurde bei dieser Marke die Diskussion auf einen Logostreit reduziert. Es ist bis jetzt noch nicht gelungen, einen konstruktiven Diskurs zu starten. Das „feel the inspiration“ als eine anstrebenswerte Handlungsanleitung für Unternehmer und Mitarbeiter zu verstehen.

In Diskussionen rund um die Entwicklung im Web gibt es des öfteren die Meinung, Marken verlieren an Bedeutungen. Beurteilungsplattformen, Empfehlungen in Social Netzwerken, Reisesuchmaschinen werden an Relevanz gewinnen und übernehmen die Aufgaben einer Marke (Orientierung, Image, Sicherheit geben)

Mögen auch „Die 22 Grundgesetzte der natürlichen Markenbildung“ von Hans Domizlaff aus dem Jahre 1939 teilweise überholt sein, so ist doch jeder Raum davon geprägt, in welcher Beziehung die Umwelt und die Menschen zueinander stehen – und das ist seine Marke.

Was können Tourismusunternehmen tun, um das Markenbild schärfen?

Viele Beherberger, Gastronomen oder Skilehrer fragen ihre Gäste, wo und wie sie den Tag/Abend verbracht haben.
Wir sollten darüberhinaus aufmerksam nachfragen, was sie gehört oder gerochen haben. Wovon sie am Berggipfel geträumt haben. Was sie empfunden haben, als mit jedem Schritt die Zivilisationsgeräusche abgenommen haben.

Daraus entstehen neue Blickwinkel und Sichtweisen des Bekannten. Diese Erzählungen hauchen der Marke ihr Leben ein.

Was hat der einzelne Unternehmer davon?
Er erhält Geschichten für eigene Blog- und Foreneinträge. Das Unternehmen wird als attraktiv wahrgenomm weil es den Leser und potentiellen Gast von den Fakten hin zu Träumen führt. Der Preis als Haupt-Entscheidungskriterium bekommt Konkurrenz.

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Knapp 30 000 (!) Visits in 2 Wochen auf Youtube, über 100 Kommentare und noch viele Nennungen in diversen Webdiskussionen.
So schön kann Tourismuswerbung sein…

Und zu diesem Post motiviert hat mich einer der innovativsten Hoteliers im Salzburger Land, danke Jakob // www.mohrenwirt.at// www.twitter.com/jschmidlechner

Wenn ich überlege, wie lange ich schon im Destinationsmanagement (früher: Kurverein, Tourismusverband, etc…) arbeite, trifft der Vergleich mit den ausgestorbenen Gattung den Nagel ganz gut. Der Antwort, ob für Destinationsorganisationen das Internet und die derzeitige Diskussion unter dem Titel „Web 2.0“ Chance oder Bedrohung ist, wollte ich bei einer Unkonferenz näher kommen.


Rund 40 Teilnehmer unterschiedlichster Branchen trafen sich beim ersten Tourismuscamp in Eichstätt, bei der Gelegenheit vielen Dank an die Organisatoren Florian Paulhuber, Jens Oellrich und Hans Hopfinger. Einzelne Inhalte und Beiträge sowie Teilnehmerlisten sind auf dem Wiki ausführlich dargestellt und werden hier und dort sicher noch für Diskussion sorgen.

Während des Camps las ich einen Beitrag von Hannes Treichl der in seinem Blog eine Marketingaktion vom Zillertal kritisch präsentiert. Sind die Werbeaktionen der Tourismusunternehmen und Destinationen also überflüssig weil die Masse das Zepter jetzt selbst in die Hand nimmt? Die Destination und das Hotel werden vom Gast gegoogelt und danach in zahlreichen Plattformen beurteilt und bewertet (vgl. in Googlesuche: Hotel paris). Die Bilder kommen von flickr, picasa, youtube usw… und diese Informationen sind die Entscheidungskriterien für andere potentielle Gäste?
Ist das eine Bedrohung für alle Branchen die derzeit diese Informationsvermittlung übernehmen?
Oder ist es eine Chance, weil wir noch nie soviel Informationen über die Menschen zur Verfügung hatten. Der Inhalt im Social Web ist in vielen Fällen nur für die Betroffenen relevant, spannend ist aber, dass die Öffentlichkeit an der Beziehung zwischen Menschen teilhaben darf. Können sich kleine Unternehmen und Destinationen hier einbringen? Und wenn Ja, wie?

Meine Eingangsfrage beim BarCamp war: Macht das Social Web die Tourismusorganisationen überflüssig? Jetzt, 48 Stunden später kann ich die Frage mit einem klaren „Nein, aber die Aufgaben werden sich radikal ändern“ beantworten. Die Urlaubsentscheidungen werden von den Gesprächen im Netz wesentlich beeinflusst. Eine zukünftige Hauptaufgabe im Vermarktungsprozess wir sein, relevanten Gesprächsstoff zu liefern. Einen Gesprächsstoff der die Beziehung zwischen den Akteuren intensiviert.

Mir ist schon klar, bei manchen Kunden fällt es wohl schwer sich liebevoll um sie zu kümmern, wie dieses Beispiel zeigt …

Doch dann las ich unlängst in einem Interview: „Den meisten Dienstleistern fehlen 3 Dinge – Mut, Konsequenz und Sympathie. Sie haben nicht den Mut anders zu sein als die Konkurrenz. Ihnen fehlt es an Konsequenz, gute Ideen auch wirklich umzusetzen. Und sie schaffen es nicht, dem Kunden ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.“

Daniel Zanetti, ein Verkaufscoach, war der Interviewte und die Journaille die Jänner-Ausgabe des Harvard Business Magazines. Es ging um „effiziente Kundenbindung“ und er gab dabei eine Menge wesentlicher Dinge zum Besten, die v.a. auch für uns touristische Dienstleister von großer Bedeutung sind, z.B. dass Newsletter, Weihnachtsbriefe oder Rabattkarten hingegen mit Kundenbindung nichts zu tun haben, in vielen Fällen von diesen sogar abgelehnt werden. Genial fand ich seine durchaus unbequeme Darstellung der „drei Wege um Kunden zu binden“: Bestechung, Erpressung oder über Verführung.

Unter Bestechen verstand er z.B. „Zwei für Eins“-Angebote, die nur Unverständnis oder ein Image minderer Qualität beim Kunden wecken, denn warum sollte ein gut gehendes Unternehmen ein ebensolches Produkt herschenken?

Unter Erpressung führte er die zahlreichen Mobilfunkanbieter als Beispiel an: „Sie bekommen Ihr Handy geschenkt, aber nur wenn sie 2 Jahre bei uns bleiben. Können Sie mir erklären was das mit Kundenbindung zu tun haben soll?“

Verführen von Kunden ist das günstigste und effizienteste Erfolgsrezept, die wichtigsten Zutaten dazu sind Verblüffung und Emotion. Er empfiehlt „Streicheleinheiten, Zärtlichkeiten an Kunden zu vergeben“. Zitat: „Viele Menschen werden zu Hause nicht in den Arm genommen, sehnen sich nach einem tollen, warmen, emotionellem Erlebnis. Das kann auch jemand geben, der sich so liebevoll um sie kümmert, wie wenn es um den wichtigsten Kunden der Welt geht.“

Ist doch einfach schön. Und ebenso einfach praktisch umsetzbar.

„Die Ära des Arbeits“platzes“ neigt sich dem Ende zu“, so wird Matthias Horx in den Salzburger Nachrichten in der letzten Samstagausgabe zitiert. In einer Wissensgesellschaft sei das Arbeiten beim Gärtnern, beim Joggen oder einer anderen Bewegung effizienter und dem 8-17 h im Bürosessel vorzuziehen, so der Zukunftsforscher weiter.

Grundsätzlich bin ich bei Zukunftsprognosen immer ein wenig kritisch, dieser Aussage ist jedoch einiges abzugewinnen. Habe letzten Sonntag die erste Skitour zum Sender bei der Bergstation Törleck in Annaberg gemacht (ganz schön geschwitzt!). Durch nichts abgelenkt, der Körper voll in Schwung, gehen einem dabei viele Dinge durch den Kopf. Die Entwicklung der modernen Kommunikationstechnologie lassen uns auf der Bergspitze genauso kommunizieren wie im Büro. Und wo ich kreativer bin, im Büro oder während der fast medidativen Fortbewegung in Richtung Gipfel ist ebenfalls einfach zu beantworten. Wenn Arbeitszeit und Freizeit teilweise verschwimmen, was heißt das dann für den Tourismus? Ergeben sich hier neue Chancen für Hotels und Destinationen? Wenn ja, was bedeutet dies für die Angebotsentwicklung? Vielleicht finde ich in den nächsten Stunden auf der Fahrt nach Wien ein paar Erkenntnisse, vielleicht hat auch das Netz einige Inspirationen….